Über den Kurs
Hier finden sich einige Hintergründe zum Kurs.
Geschichte
Die erste Iteration des Kurses begann 2019 und war recht klein und unaufwendig: Wir hatten uns in der Hamburger Gruppe Geekfem ohnehin monatlich getroffen; irgendwann fand sich eine größere Anzahl von Personen, die gerne Programmieren lernen wollten, es sich jedoch autodidakt nicht zutrauten. Piko hat bei jedem Treffen ein bisschen Python erklärt und Übungsaufgaben angeboten. Als die Pandemie kam, machten wir online und wöchentlich weiter: Anderthalb Jahre lang haben wir uns in einer sehr kleinen Gruppe sehr regelmäßig getroffen. Im Sommer 2021 beschloss Piko, den Kurs für neue Leute zu öffnen und hat ihn auf verschiedenen feministischen Kanälen angekündigt – und hatte nach einigen Tagen gut fünfzig Anmeldungen in seiner Inbox, von denen nach vier Monaten etwa dreißig Personen dabei geblieben sind; nach acht Monaten nur noch ein gutes Dutzend.
Aufbau: Bildet Banden!
Damit musste eins die Struktur des Kurses anpassen und der Gefahr vorbeugen, dass der Kurs zu unpersönlich werden und damit die Lernenden demotivieren könnte. Das wichtigste Mittel dafür sind Kleingruppen von drei bis fünf Personen, die sich einmal pro Woche selbstständig treffen sollen. Es fühlt sich dadurch nicht so bedeutungslos an, ob eins die Aufgaben bearbeitet oder nicht, weil eins sich in einer nicht-anonymen Gruppe darüber austauscht und sich diesen Menschen gegenüber verantwortlich fühlt.
Außerdem können sich die Lernenden in der Gruppe Dinge erklären, was wiederum Druck von mir nimmt – und auch die Erklärenden lernen dadurch.
Tools
Die Kurseinheiten gibt Piko via BigBlueButton; dort setzt es viele Umfragen ein, um die Stimmung und das nötige Tempo besser einschätzen zu können. Im Chat helfen sich die Lernenden gegenseitig; auf manche Fragen aus dem Chat geht Piko aber auch direkt ein und beseitigt Unklarheiten. Die meiste Zeit bildschirmteilt Piko das Terminalfenster oder die IDE; teilweise tun das auch Kursteilnehmer*innen, um Aufgabenlösungen zu erklären.
Die Aufgaben werden über Gitlab verteilt, wo sich auch Protokolle finden (die jeweils eine*r der Lernenden anfertigt). Das ist natürlich auch ein diskretes, allmähliches Bekanntmachen mit Git. Der wichtigste Teil der Stunden ist üblicherweise die Besprechung der Aufgaben; diese sind so gewählt, dass sie ein neues Konzept sehr praktisch einführen und direkt zeigen, wie es funktioniert und wofür es eingesetzt wird. In der darauffolgenden Stunde erkläre ich die Logik und Struktur, die hinter den Konzepten steht.
Warum Python?
Python eignet sich besonders gut, weil es auf leichte Verständlichkeit hin ausgelegt ist. Manche Code-Zeilen lesen sich wie englische Sätze und tun dann auch genau das, was dieser Satz sagt. Außerdem gibt es viele Ressourcen – in zweierlei Hinsicht: Einerseits Lernressourcen wie Bücher, Kurse, Webseiten und Videos. Andererseits gibt es viele Packages für allerhand Einsatzzwecke, vom LED-Blinken über Stickmaschinenprogrammierung bis hin zu Data Science, und eine breite Nutzer*innenbasis (die fast jedes Problem schon auf Stackoverflow erörtert hat). Schließlich gibt es noch eine Anzahl an Eastereggs, die einfach Spaß machen und eine Atmosphäre der „Eingeweihtheit“ schaffen – Python ist wegen all diesem eine hervorragende Sprache, um Programmieren zu lernen.
Pläne, Ziele
Explizite inhaltliche Ziele hat der Kurs nicht. Ein eher organisatorisches Ziel ist, dass in den Kleingruppen Ideen und Zusammenarbeit entstehen, sodass sie eine Eigendynamik entwickeln. Das muss nicht einmal auf das Programmieren bezogen sein; vielleicht stellt sich heraus, dass die Menschen einer Gruppe sich gemeinsam um die Organisation eines Events oder Ähnliches kümmern möchten, weil sie sich kennen und gut miteinander arbeiten können.
Der Kurs soll die Lernenden bis zu einem Niveau führen, auf dem sie selbst weiterlernen können und vor allem, auf dem sie eigene Anwendungen programmieren können, die sie als Anwendung und nicht nur als Programmierübung verwenden können. Ob das nun To-Do-Listen-Manipulation, ein selbstprogrammiertes Spiel, oder die Mitarbeit an FOSS-Projekten ist, ist in dem Moment gleich – das Ziel ist Selbstständigkeit. Die Leute sollen wissen, wie sie an Probleme herangehen können und wo sie Dinge nachschlagen können. Demnächst werden wir uns aber ganz konkret an die Card10, das Badge des CCCamp 2019, heranwagen.
Piko geht davon aus, dass der Kurs etwa ein Jahr laufen wird. Bis dahin dürften wir die wichtigsten Aspekte von Python behandelt haben; ab da müsste der Kurs mindestens eine starke Veränderung erfahren – eventuell wird im Sommer eine Neuauflage wieder von ganz vorne beginnen.
Leitung
Der Kurs ist auf Pikos Mist gewachsen. Anfangs wurde Piko von einigen anderen Haecksen unterstützt, aber inzwischen macht Piko die allermeisten Stunden alleine. Teilweise holt sie sich Unterstützung für Termine, die sonst ausfallen müssten, weil Piko nicht kann.
Piko hat Gesangspädagogik und Operngesang studiert, nebenher hacken gelernt und möchte das weitergeben.
Ehrenamt
Piko: Der Kurs, so wie er jetzt läuft, ist einiges an Arbeit; besonders die Vorbereitung der Stunden nimmt Zeit und Energie in Anspruch, die dann für Erwerbsarbeit und Studium fehlt. Mir widerstrebt es sehr, irgendeine Art von Spenden von meinen Lernenden zu erbitten, besonders weil das Druck auf Menschen ausüben könnte, die es sich nicht leisten können – deswegen denke ich darüber nach, wie ich einen externen Sponsor finden könnte, der die vier Stunden, die ich pro Woche dafür aufwende, vergüten würde. Das steht im Kontrast zur CCC-Maxime „Kein bezahltes Ehrenamt“, aber die Haecksen sind ja auch glücklicherweise nicht der CCC.
Interesse?
In der Datenschleuder 106 findet sich ein ausführlicher Artikel über den Kurs und dessen Hintergründe.
Der Einstieg ist noch möglich; Interessent*innen melden sich gerne bei Piko im Rocketchat oder auf piko-"at"-riseup.net.
Für August bis November 2022 ist ein zweiter Kurs geplant, der wieder von Null anfangen wird.